Evangelium des Lukas

Evangelium des Lukas in der Elberfelder Übersetzung
Christus, der Mensch, Entstehung ca. 60 n.Chr.

Kapitel 1 von 24

1 Sintemal sich`s viele unterwunden haben, Bericht zu geben von den Geschichten, so unter uns ergangen sind,2 wie uns das gegeben haben, die es von Anfang selbst gesehen und Diener des Worts gewesen sind:3 habe ich`s auch für gut angesehen, nachdem ich`s alles von Anbeginn mit Fleiss erkundet habe, dass ich`s dir, mein guter Theophilus, in Ordnung schriebe,4 auf das du gewissen Grund erfahrest der Lehre, in welcher du unterrichtet bist.5 Zu der Zeit des Herodes, des Königs von Judäa, war ein Priester von der Ordnung Abia, mit Namen Zacharias, und sein Weib war von den Töchtern Aarons, welche hiess Elisabeth.6 Sie waren aber alle beide fromm vor Gott und wandelten in allen Geboten und Satzungen des HERRN untadelig.7 Und sie hatten kein Kind; denn Elisabeth war unfruchtbar, und waren beide wohl betagt.8 Und es begab sich, da er des Priesteramtes pflegte vor Gott zur Zeit seiner Ordnung,9 nach Gewohnheit des Priestertums, und an ihm war, dass er räuchern sollte, ging er in den Tempel des HERRN.10 Und die ganze Menge des Volks war draussen und betete unter der Stunde des Räucherns.11 Es erschien ihm aber der Engel des HERRN und stand zur rechten Hand am Räucheraltar.12 Und als Zacharias ihn sah, erschrak er, und es kam ihn eine Furcht an.13 Aber der Engel sprach zu ihm: Fürchte dich nicht, Zacharias! denn dein Gebet ist erhört, und dein Weib Elisabeth wird dir einen Sohn gebären, des Namen sollst du Johannes heissen.14 Und du wirst des Freude und Wonne haben, und viele werden sich seiner Geburt freuen.15 Denn er wird gross sein vor dem HERRN; Wein und starkes Getränk wird er nicht trinken und wird noch im Mutterleibe erfüllt werden mit dem heiligen Geist.16 Und er wird der Kinder Israel viele zu Gott, ihrem HERRN, bekehren.17 Und er wird vor ihm her gehen im Geist und Kraft des Elia, zu bekehren die Herzen der Väter zu den Kindern und die Ungläubigen zu der Klugheit der Gerechten, zuzurichten dem HERRN ein bereitet Volk.18 Und Zacharias sprach zu dem Engel: Wobei soll ich das erkennen? Denn ich bin alt und mein Weib ist betagt.19 Der Engel antwortete und sprach zu ihm: Ich bin Gabriel, der vor Gott steht, und bin gesandt, mit dir zu reden, dass ich dir solches verkündigte.20 Und siehe, du wirst verstummen und nicht reden können bis auf den Tag, da dies geschehen wird, darum dass du meinen Worten nicht geglaubt hast, welche sollen erfüllt werden zu ihrer Zeit.21 Und das Volk wartete auf Zacharias und verwunderte sich, dass er so lange im Tempel verzog.22 Und da er herausging, konnte er nicht mit ihnen reden; und sie merkten, dass er ein Gesicht gesehen hatte im Tempel. Und er winkte ihnen und blieb stumm.23 Und es begab sich, da die Zeit seines Amts aus war, ging er heim in sein Haus.24 Und nach den Tagen ward sein Weib Elisabeth schwanger und verbarg sich fünf Monate und sprach:25 Also hat mir der HERR getan in den Tagen, da er mich angesehen hat, dass er meine Schmach unter den Menschen von mir nähme.26 Und im sechsten Monat ward der Engel Gabriel gesandt von Gott in eine Stadt in Galiläa, die heisst Nazareth,27 zu einer Jungfrau, die vertraut war einem Manne mit Namen Joseph, vom Hause David: und die Jungfrau hiess Maria.28 Und der Engel kam zu ihr hinein und sprach: Gegrüsset seist du, Holdselige! Der HERR ist mit dir, du Gebenedeite unter den Weibern!29 Da sie aber ihn sah, erschrak sie über seine Rede und gedachte: Welch ein Gruss ist das?30 Und der Engel sprach zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria! du hast Gnade bei Gott gefunden.31 Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären, des Namen sollst du Jesus heissen.32 Der wird gross sein und ein Sohn des Höchsten genannt werden; und Gott der HERR wird ihm den Stuhl seines Vaters David geben;33 und er wird ein König sein über das Haus Jakob ewiglich, und seines Königreiches wird kein Ende sein.34 Da sprach Maria zu dem Engel: Wie soll das zugehen, da ich von keinem Manne weiss?35 Der Engel antwortete und sprach zu ihr: Der heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten; darum wird auch das Heilige, das von dir geboren wird, Gottes Sohn genannt werden.36 Und siehe, Elisabeth, deine Gefreunde, ist auch schwanger mit einem Sohn in ihrem Alter und geht jetzt im sechsten Monat, von der man sagt, dass sie unfruchtbar sei.37 Denn bei Gott ist kein Ding unmöglich.38 Maria aber sprach: Siehe ich bin des HERRN Magd; mir geschehe, wie du gesagt hast. Und der Engel schied von ihr.39 Maria aber stand auf in den Tagen und ging auf das Gebirge eilends zu der Stadt Juda`s40 und kam in das Haus des Zacharias und grüsste Elisabeth.41 Und es begab sich, als Elisabeth den Gruss Marias hörte, hüpfte das Kind in ihrem Leibe. Und Elisabeth ward des heiligen Geistes voll42 und rief laut und sprach: Gebenedeit bist du unter den Weibern, und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes!43 Und woher kommt mir das, dass die Mutter meines HERRN zu mir kommt?44 Siehe, da ich die Stimme deines Grusses hörte, hüpfte mit Freuden das Kind in meinem Leibe.45 Und o selig bist du, die du geglaubt hast! denn es wird vollendet werden, was dir gesagt ist von dem HERRN.46 Und Maria sprach: Meine Seele erhebt den HERRN,47 und mein Geist freuet sich Gottes, meines Heilands;48 denn er hat die Niedrigkeit seiner Magd angesehen. Siehe, von nun an werden mich selig preisen alle Kindeskinder;49 denn er hat grosse Dinge an mir getan, der da mächtig ist und des Name heilig ist.50 Und seine Barmherzigkeit währet immer für und für bei denen, die ihn fürchten.51 Er übet Gewalt mit seinem Arm und zerstreut, die hoffärtig sind in ihres Herzens Sinn.52 Er stösst die Gewaltigen vom Stuhl und erhebt die Niedrigen.53 Die Hungrigen füllt er mit Gütern und lässt die Reichen leer.54 Er denkt der Barmherzigkeit und hilft seinem Diener Israel wieder auf,55 wie er geredet hat unsern Vätern, Abraham und seinem Samen ewiglich.56 Und Maria blieb bei ihr bei drei Monaten; darnach kehrte sie wiederum heim.57 Und Elisabeth kam ihre Zeit, dass sie gebären sollte; und sie gebar einen Sohn.58 Und ihre Nachbarn und Gefreunde hörten, dass der HERR grosse Barmherzigkeit an ihr getan hatte, und freuten sich mit ihr.59 Und es begab sich am achten Tage, da kamen sie, zu beschneiden das Kindlein, und hiessen ihn nach seinem Vater Zacharias.60 Aber seine Mutter antwortete und sprach: Mitnichten, sondern er soll Johannes heissen.61 Und sie sprachen zu ihr: Ist doch niemand in deiner Freundschaft, der also heisse.62 Und sie winkten seinem Vater, wie er ihn wollte heissen lassen.63 Und er forderte ein Täfelein und schrieb also: Er heisst Johannes. Und sie verwunderten sich alle.64 Und alsbald ward sein Mund und seine Zunge aufgetan, und er redete und lobte Gott.65 Und es kam eine Furcht über alle Nachbarn; und die ganze Geschichte ward ruchbar auf dem ganzen jüdischen Gebirge.66 Und alle, die es hörten, nahmen`s zu Herzen und sprachen: Was, meinst du, will aus dem Kindlein werden? Denn die Hand des HERRN war mit ihm.67 Und sein Vater Zacharias ward des heiligen Geistes voll, weissagte und sprach:68 Gelobet sei der HERR, der Gott Israels! denn er hat besucht und erlöst sein Volk69 und hat uns aufgerichtet ein Horn des Heils in dem Hause seines Dieners David,70 wie er vorzeiten geredet hat durch den Mund des Propheten:71 dass er uns errettete von unseren Feinden und von der Hand aller, die uns hassen,72 und Barmherzigkeit erzeigte unsern Vätern und gedächte an seinen heiligen Bund73 und an den Eid, den er geschworen hat unserm Vater Abraham, uns zu geben,74 dass wir, erlöst aus der Hand unserer Feinde, ihm dienten ohne Furcht unser Leben lang75 in Heiligkeit und Gerechtigkeit, die ihm gefällig ist.76 Und du, Kindlein, wirst ein Prophet des Höchsten heissen. Du wirst vor dem HERRN her gehen, dass du seinen Weg bereitest77 und Erkenntnis des Heils gebest seinem Volk, das da ist in Vergebung ihrer Sünden;78 durch die herzliche Barmherzigkeit unsers Gottes, durch welche uns besucht hat der Aufgang aus der Höhe,79 auf dass er erscheine denen, die da sitzen in Finsternis und Schatten des Todes, und richte unsere Füsse auf den Weg des Friedens.80 Und das Kindlein wuchs und ward stark im Geist; und er war in der Wüste, bis dass er sollte hervortreten vor das Volk Israel.